MiFID II / MiFIR-Review: die wichtigsten Änderungen und Auswirkungen
Am 28. März 2024 traten wesentliche Änderungen der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID II, hier die konsolidierte Fassung) und Änderungen der Verordnung über Märkte für Finanzinstrumente (MiFIR, hier die konsolidierte Fassung) in Kraft, die einen entscheidenden Wandel in der Finanzregulierungslandschaft der Europäischen Union markieren.
Der Review zielt darauf ab, die Markttransparenz zu erhöhen, den Anlegerschutz zu verbessern sowie einen wettbewerbsfähigeren und effizienteren Finanzmarkt in der EU zu fördern.
Wichtigste MiFIR-Änderungen
Verbesserte Markttransparenz
Es wird eine einheitliche Volumenbegrenzung von 7% für den Handel mit Ausnahmeregelungen eingeführt, die das bisherige doppelte Volumenbegrenzungssystem ersetzt. Außerdem wurde das Quotierungsregime für systematische Internalisierer bei Eigenkapitalinstrumenten überarbeitet. Weiters wurde die Aktienhandelspflicht, die nun - mit einigen Ausnahmen - für EWR-ISINs gilt, die an einem Handelsplatz gehandelt werden, angepasst
Consolidated Tape Provider (CTP)
Es wurde ein Rahmen für EU-weite 'konsolidierte Datenticker' für verschiedene Anlageklassen geschaffen, die zentralisierte Marktdaten-Feeds bereitstellen.
Verbot von Payment for Order Flow (PFOF)
Es wurde ein allgemeines Verbot von PFOF eingeführt, mit einer vorübergehenden Ausnahme bis zum 30. Juni 2026 für Mitgliedstaaten, in denen diese Praxis bereits bestand.
Wichtigste MiFID II-Änderungen
Anforderungen an Wertpapierfirmen
Es wurde eine Verpflichtung der Mitgliedstaaten eingeführt, von Wertpapierfirmen und Marktbetreibern, die MTFs oder OTFs betreiben, Vorkehrungen zur Erfüllung verbesserter Datenqualitätsstandards zu verlangen.
Weiters wurde die bestehende Lizenzierungspflicht für Personen, die auf eigene Rechnung an einem Handelsplatz durch direkten elektronischen Zugang handeln, gestrichen, sofern sie keine anderen Wertpapierdienstleistungen anbieten.
Regulierte Märkte
Die Mitgliedstaaten müssen künftig sicherstellen, dass regulierte Märkte über Vorkehrungen zur Erfüllung neuer Datenqualitätsstandards verfügen.
Berichterstattung und Offenlegung
Die bisherige Verpflichtung für Wertpapierfirmen, detaillierte periodische Berichte (so genannte RTS 28-Berichte) öffentlich zugänglich zu machen, wird abgeschafft.
Kundenkommunikation
Schließlich wurde die elektronische Kommunikation als Standardmethode für Wertpapierfirmen zur Kommunikation mit Kunden festgelegt, wobei Privatkunden weiterhin die Option haben müssen, Informationen auf Papier zu erhalten.
Zeitplan für die Umsetzung
Die Änderungen sind am 28. März 2024 in Kraft getreten. Die Anwendung erfolgt jedoch in verschiedenen Phasen:
- Die MiFIR-Änderungen traten sofort in Kraft.
- Die MiFID II-Änderungen müssen von den Mitgliedstaaten bis zum 29. September 2025 in nationales Recht umgesetzt werden.
- Bestehende Level-2-Verordnungen gelten bis zu ihrer Überarbeitung weiter, wobei die ESMA Konsultationen zur Entwicklung dieser überarbeiteten Verordnungen einleiten wird.
Auswirkungen für Finanzunternehmen
Finanzinstitute und Marktteilnehmer sollten sich auf Folgendes vorbereiten:
- Anpassung an neue Transparenzanforderungen und Berichtspflichten;
- Überprüfung und Aktualisierung der Richtlinien zur Auftragsausführung gemäß den neuen Kriterien, die von der ESMA entwickelt werden;
- Bewertung der Auswirkungen des PFOF-Verbots auf ihre Geschäftsmodelle und Kundenbeziehungen;
- Vorbereitung auf die potenziellen Chancen und Herausforderungen, die sich aus dem konsolidierten Datenticker ergeben.